Wie gehe ich mit psychischer Belastung bei einer Person im Arbeitskontext um?

Hast du bei einer Person in deinem Team oder im Kollegium Veränderungen bemerkt, die auf eine psychische Belastung hindeuten könnten? Dann ist es wichtig, auf dein Bauchgefühl zu hören und das Gespräch zu suchen. In der Arbeitswelt stehen wir dabei immer vor der Frage, wie wir das Thema ansprechen können, ohne die professionelle Distanz zu verlieren und eventuelle Grenzen zu überschreiten. Hier findest du einen strukturierten Leitfaden, der dir hilft, das Gespräch sicher und ergebnisorientiert zu führen.

Gespräch initiieren

Vereinbare einen ungestörten Termin, bei dem ihr beide ausreichend Zeit habt. Zu Beginn solltest du das Ziel des Gesprächs klar formulieren. Zum Beispiel könntest du sagen: „Ich mache mir Sorgen um dich und möchte Wege finden, wie ich dich unterstützen kann.“ Zeige, dass du ein offenes Ohr hast und bereit bist, Hilfe anzubieten.

Beobachtungen mitteilen

Schildere sachlich, was dir aufgefallen ist, ohne Vorwürfe oder Bewertungen. Nutze Formulierungen wie:

  • „Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit häufiger unkonzentriert wirkst.“
  • „Ich habe bemerkt, dass du oft müde und erschöpft aussiehst.“

Es ist wichtig, diese Beobachtungen wertfrei zu formulieren, um keine Abwehrhaltung zu provozieren. Zeige Mitgefühl und Interesse an der Situation der betroffenen Person.

Offene Fragen stellen

Versuche, die Perspektive der betroffenen Person zu verstehen, indem du offene Fragen stellst:

  • „Gibt es etwas, das dich momentan besonders belastet?“
  • „Wie erlebst du die aktuelle Situation?“
  • „Wie können wir dich unterstützen, damit es dir besser geht?“

Diese Fragen signalisieren, dass du bereit bist zuzuhören und helfen möchtest, ohne Druck auszuüben.

Unterstützung anbieten

Nachdem ihr über die Probleme gesprochen habt, biete konkrete Hilfsangebote an. Informiere über interne und externe Unterstützungsangebote wie:

  • Innerbetriebliche Unterstützung: Betriebsarzt, Sozialberatung oder betriebspsychologischer Dienst.
  • Externe Hilfsangebote: Telefonseelsorge, Selbsthilfegruppen oder psychotherapeutische Beratung, die zu zum Beispiel über heynanny buchen kannst.

Es ist wichtig, die betroffene Person zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber auch ihre Entscheidung zu respektieren, wenn sie dies ablehnt.

Maßnahmen und Erwartungen klären

Besprecht gemeinsam, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren und die Situation zu verbessern. Beispiele könnten sein:

  • Anpassung der Arbeitszeiten oder Aufgabenverteilung.
  • Temporäre Entlastung von bestimmten Projekten.
  • Regelmäßige Feedbackgespräche, um den Fortschritt zu überprüfen.

Es ist wichtig, klare und realistische Erwartungen zu formulieren und diese schriftlich festzuhalten.

Gespräch abschließen und Folgetermine vereinbaren

Am Ende des Gesprächs solltet ihr einen Folgetermin vereinbaren, um die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen zu besprechen und bei Bedarf weitere Schritte zu planen. Betone, dass deine Tür immer offen steht und du jederzeit bereit bist, zuzuhören und zu unterstützen.

Rechtliche Rahmenbedingungen beachten

Informiere dich über die rechtlichen Rahmenbedingungen und den Schutz der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. In Deutschland bieten Gesetze wie das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) rechtliche Grundlagen für den Schutz von Mitarbeitenden vor psychischer Belastung und Diskriminierung. Es kann auch hilfreich sein, sich rechtlichen Rat einzuholen, um sicherzustellen, dass alle Maßnahmen im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften stehen.

Der Umgang mit psychischen Belastungen bei Mitarbeitenden erfordert Sensibilität, Offenheit und eine strukturierte Vorgehensweise. Indem du aufmerksam und unterstützend auf die betroffene Person zugehst, kannst du dazu beitragen, das Wohlbefinden im Team zu verbessern und ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Kombination aus internen Gesprächen, konkreten Unterstützungsangeboten und der Berücksichtigung rechtlicher Rahmenbedingungen bildet dabei die Basis für eine nachhaltige Lösung.