Für Mathias (38 Jahre, promovierter Chemiker) war klar, auch beim 2. Kind bleibt er wieder in Elternzeit zuhause. Wenigstens 5 Monate - für mehr Zeit mit seiner Familie und für den Support seiner Frau Anke (Radiomoderatorin). Noch immer ist das nicht selbstverständlich und daher freut es uns umso mehr, ein paar Insights zur PAPA-Auszeit von Mathias zu bekommen…
Wie ist es als Mann Elternzeit zu nehmen, zu Hause zu bleiben, die Kinder und den Haushalt zu schmeißen, sich auf den Spielplätzen mit den anderen Müttern auseinander zu setzen und den Kampf gegen den Brei aufzunehmen?
In erster Linie ist das für mich tatsächlich selbstverständlich. Aus zwei Aspekten. Zum einen sind uns beiden, meiner Frau und mir, sowohl die Kinder als auch unsere Jobs wichtig. Daher ist es nur fair, dass wir uns die Elternzeit einigermaßen gleich aufteilen. Zum anderen ist es eine einmalige Gelegenheit eine Verbindung zu meinen Kindern aufzubauen, die man einfach nicht verpassen sollte. Diese Zeit kommt nicht wieder und sie ist wirklich kostbar. Kostbarer als das Geld, dass man vielleicht in der Zeit nicht verdient, oder auch der verpasste Karriereschritt, den man später immer noch machen kann.
Zudem ist es eine angenehme Abwechslung zum stressigen Berufsalltag, da man zwar jede Menge zu tun hat, allerdings keiner einem Termine reinsetzt oder irgendwas von einem will.
Was uns besonders interessierst - Wo wickelst du deine Tochter, wenn auf den Herrentoiletten keine Wickeltische installiert sind?
Auf der Damentoilette natürlich. Hab ich keine Hemmungen! Aber ich wickle meine Tochter überall, wenn es sein muss. Dafür eignen sich der Kofferraum im Auto, oder die Tischtennisplatte auf dem Spielplatz. Meine Große habe ich aber auch schon in der Fußgängerzone eines spanischen Ferienorts gewickelt. Mit Unterlage und dem nötigen Equipment geht das alles.
Was für Herausforderungen siehst du insbesondere für Väter, die mehr als nur (die mittlerweile akzeptierten) 2 Monate EZ nehmen möchten?
Es ist so, dass das in meinem Berufsumfeld immer noch Erstaunen auslöst. Die Chemiebranche ist da sehr konservativ. Karriere machen eher die Singles oder die männlichen Kollegen, die eben keine Kinder haben, bzw. nur ein zwei Monate in Elternzeit gehen. Auch ich konnte ganz konkret einen mir angebotenen Karriereschritt nicht wahrnehmen, weil ich zum Projektstart eben nicht zur Verfügung gestanden hätte. Aber ich glaube, dass sich trotzdem andere und vielleicht bessere Chancen ergeben werden.
Gibt es zusätzlichen Support, den du dir wünschen würdest?
Ich habe auch viel Zuspruch und Unterstützung erfahren. Generell hat sich auch meine Firma mehr Gleichberechtigung auf die Fahnen geschrieben und da gehören selbstverständlich Väter in Elternzeit genauso dazu. Ich bin auch kein Einzelfall und das ist doch super. Je normaler es wird, dass auch Väter in Elternzeit gehen, umso weniger Gründe gibt es, Männer gegenüber Frauen bei Einstellungen oder Beförderungen zu bevorzugen. Es kommt aber auch immer auf die handelnden Personen an. Das kann man nicht verallgemeinern. Und es verändert sich was.
Warum würdest du es immer wieder machen & anderen Dads auch empfehlen diese besondere Zeit mitzunehmen? …
Es lohnt sich einfach. Ich würde für nichts in der Welt auf diese besondere Zeit mit meinen Kindern verzichten wollen. Außerdem lernt man so viel über sich selber, wenn man sich in die Kinderbetreuung und -erziehung gleichberechtigt einbringt. Das macht was mit einem, man entwickelt sich als Persönlichkeit weiter und ich glaube, das hilft einem auch später im Beruf.
Was ist dir bei der Erziehung deiner Töchter besonders wichtig? Und was machst du vielleicht anders als deine Frau? ;)
Mir ist es wichtig, authentisch zu sein. Wenn ich lache, dann lache ich zusammen mit meinen Kindern und teile das. Wenn ich sauer bin, dann darf ich auch sauer sein und dann bekommen das die Kinder auch mit, wenn mir etwas nicht passt. Wichtig ist aus meiner Sicht, dabei immer respekt- und liebevoll zu sein und sein Verhalten immer erklären zu können. Dann ist man ein gutes Vorbild und die Kinder können sich an einem orientieren. Da meine Frau und ich unterschiedlich sind, ist auch unsere Erziehung leicht unterschiedlich. Ich bin tatsächlich eher der strengere von beiden. Aber Konsequenz ist uns beiden wichtig, da haben wir zum Beispiel beide eine klare gemeinsame Linie und das ist gut.
Last but Not least: Ihr nutzt für die zusätzliche Unterstützung zur Betreuung der Kids unabhängig von der Elternzeit einen Babysitter. Würdest du das auch anderen Eltern empfehlen? ;)
Ja, vor allem, wenn nicht auf die Unterstützung von Großeltern zurückgegriffen werden kann. Es ist wichtig, auch noch Zeit zu zweit als Partner zu finden. Mit Kindern steht das eh schon hinten an. Daher muss man sich diese Zeit nehmen. Und ein Babysitter ist da eine tolle Unterstützung. Idealweise hat auch, wie in unserem Fall, das Kind was davon, wenn es eine Beziehung aufbauen kann und nochmal anders gefördert wird.